Arnstadt - Sagen

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Der Jungfernsprung bei Arnstadt
Der Jungfernsprung bei Arnstadt

Der Jungfernsprung

Wer das kurvenreiche Jonastal in Richtung Crawinkel befährt oder durchwandert, wird von zahlreichen Felspartien beeindruckt, die links und rechts am Wege schroff und malerisch aufragen. Die auffallendste Erscheinung bildet unweit Arnstadts ein 70 Meter steil abfallender Muschelkalkfelsen. Er ist als Prallhang der Wilden Weiße entstanden und trägt den eigenartigen Namen "Jungfernsprung".

Wie der Fels zu dieser Bezeichnung gekommen ist, erzählt die folgende Sage:

Einst stellte ein verwilderter Ritter einer unschuldigen Jungfrau nach. Er überraschte sie außerhalb der Stadt in der Nähe des Jonastales. Als das Mädchen die Gefahr erkannte, flüchtete es in blinder Angst querfeldein. Der Ritter, von heftiger Begierde getrieben, spornte sein Roß und nahm die Verfolgung auf. Die Fliehende schlug sich atemlos durch dichtes Buschwerk und wollte schon an Rettung glauben, als sie mit einemmal vor dem steilen Abgrund stand. Unter ihr lag die todbringende Tiefe, hinter ihr drohte die Schande. In Todesangst und Verzweiflung drückte das Mädchen die Augen zu und sprang. Als der Unhold seine Beute so unversehens entschwinden sah, trieb er dem Pferd die Sporen in die Weichen, daß es sich hoch aufbäumte und mit dem Reiter kopfüber in die Tiefe stürzte. Beide blieben im steinigen Bett der Wilden Weiße zerschmettert liegen. Die Jungfer aber war durch ihr langes, bauschiges Gewand sanft ins Tal hinabgetragen worden. Seitdem nennt man die steile Wand im Jonastal den Jungfernsprung.

Anmerkung Hatham, A. H. A.: Arnstadt in seinem gegenwärtigen Zustande", Erfurt 1853, S. 20 bemerkt:

"Nicht weit (vom Schönbrunnen) befindet sich eine sehr steile Felswand, genannt der Jungfer? oder Pferdesprung, weil er vor alten Zeiten eine von einem Reiter verfolgte keusche Jungfrau von dem Gipfel herabgesprungen sein soll und weil im Jahre 1811 von demselben zwei scheu gewordene Gutspferde herabgesprungen sind."

Quelle: Josef Czerny und Peter Unger - Gelb blüht die Wunderblume - Sagen und Überlieferungen aus dem Arnstädter Gebiet (1987)
Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.